Kurze Einführung in die Baudokumentation / Überblick über die gängigen Messverfahren


Anregungen, Ergänzungen, Kritik werden gerne entgegengenommen und sollen in die Darstellungen einfließen.

Die folgenden Abschnitte sind dem Beitrag zur Architekturvermessung entnommen, den man in voller Länge auf der Internetseite Kompetenzcenter Ingenieurvermessung CCES.de einsehen kann.

Auf den Gebieten Architektur, Denkmalpflege und Archäologie erfüllt das Vermessungswesen unterschiedliche Funktionen: Primäre Aufgabe ist die Erfassung der Geometrie, teils unter Berücksichtigung einer aufgabengemäßen Generalisierung. Dabei muss die Geometrie kundengerecht aufbereitet und dargestellt werden, z.B. in Form von Plänen und Ansichten. Immer häufiger sind neben der Geometrie aber auch attributive Merkmale zu erfassen und deren räumliche Position ist zu bestimmen. Das können z. B. kunsthistorische Besonderheiten, archäologische Details, Wandbeschaffenheit, Bauschäden usw. sein. Schließlich gehen auf der Seite der Darstellung der Ergebnisse die Wünsche oft weit über die traditionelle zeichnerische Präsentation hinaus: Der Kunde wünscht eine aufwändige Visualisierung.
Drei sehr unterschiedliche Bereiche werden also bei der Bauaufnahme tangiert:
  • der Bau, das Monument an sich,
  • die Messtechnik zur Aufnahme und
  • die vielfältigen Formen der Ergebnisdarstellung.
Im Spannungsfeld dieser drei Bereiche bewegen sich Auftraggeber und Auftragnehmer.
  • Der Auftraggeber sollte auf der Grundlage seiner Objektkenntnis genau wissen, was erfasst werden soll, in welcher Form das Resultat präsentiert wird oder was zukünftig mit den Daten geschieht.
  • Der Geodät als Auftragnehmer muss frühzeitig klären, was den Auftraggeber interessiert, und wofür das Ergebnis letztlich gebraucht wird.
Im Zentrum steht damit die Frage: Wozu wird das, was erfasst werden soll, weiter verwandt? - Gerade die Vielfalt der Objekte, der Situationen und der möglichen Resultatpräsentation macht die Verständigung zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer u. U. schwierig, aber umso notwendiger. Je qualifizierter die Anforderungen, desto mehr Einfühlungsvermögen in einen dem Vermessungs­ingenieur möglicherweise sehr fremden Bereich ist gefragt, mag es sich um Planung in bestehender Bausubstanz handeln, um Fragen der Statik oder um historisch und kunsthistorisch geprägte Sachverhalte. Gerade vor dem Hintergrund einer realistischen Kostenkalkulation ist die differenzierte Verständigung bis ins Detail nötig. Was genau zu erfassen ist, bis zu welchem Detaillierungsgrad und für welches Resultat, ist im Pflichtenheft festzuhalten.

Anlass für eine Baudokumentation/ Bauaufnahme sind vor allem
  • Restaurierung,
  • Sicherungsmaßnahmen,
  • Verformungsanalyse - nicht immer quantitativ, bei historischer Bausubstanz eher auch qualitativ (neben allgemeiner Verformung insbesondere Neigung, Senkung),
  • öffentliche Präsentation, Dokumentation, Archivierung oder
  • Umbaumaßnahmen (Bauen im Bestand).
Resultate der Vermessung und Darstellung der Ergebnisse erfolgen z. B. gemäß Tab. 1.

primär numerische Darstellung primär visuelle Darstellung
numerische Daten:
Koordinaten, Maße, Flächen
Strichzeichnung flächenbelegte Visualisierung
alphanumerische Daten:
Attributliste
Grundriss/Aufriss, Projektion, Fassadenbild, Steingerechter Plan, Gittermodell, z.B. als Dreiecksvermaschung 3 D-Modellierung mit Textur/Renderung, fotorealistisch
a) statisches Modell
b) Bewegung im Modell, frei oder geführt
Panorama
evtl. Ziel:               Datenbank als Grundlage für ein Monitoring
Tabelle 1: Auszug aus der Vielfalt möglicher Ergebnispräsentationen

Die Art der Darstellung wird i.a. vom Auftaggeber festgelegt, und damit auch der Detaillierungsgrad und der inhaltliche Umfang der Aufnahme.

Zur Aufnahme stehen vier Methoden zur Verfügung: Handaufmaß, Photogrammetrie, Tachymetrie und unterschiedliche Scan-Verfahren. Die Kombination verschiedener Methoden dürfte oft die besten Ergebnisse liefern. Ausschlaggebend für die Auswahl ist in der Praxis aber häufig die Vertrautheit des Auftraggebers/-nehmers mit einem ihm bereits bekannten Verfahren und nicht die optimale Eignung der jeweiligen Methode für den entsprechenden Zweck.

Punktextraktion / Filterung
Stichworte a priori, vor Ort, schon vor der Messung a posteriori, im Zuge der Bearbeitung Stichworte
Bandmaß, Lot, Handheld - Distanzmesser, Teleskopstab Handaufmaß Photogrammetrie Reseau, Digitalkamera, Bündelblock- ausgleichung
Totalstation berührungslos messend

zusätzlich programmgesteuert
Tachymetrie Laser-Scannen direkte Streckenmessung

Triangulations- messverfahren

Handscanner
Tabelle 2: Die vier wichtigsten Aufnahmemethoden

Vergleicht man die vier wesentlichen Aufnahmemethoden miteinander, zeigen sich bei jedem Verfahren Stärken und Schwächen: Keine Methode ist für einen bestimmten Zweck ideal. Die Verfahrensweisen an sich sind außerordentlich verschieden. Daher wird offensichtlich zu selten zwischen den Methoden gewechselt; unterschiedliche Verfahren werden kaum nebeneinander eingesetzt. Hier ist die Zusammenarbeit von Anwendern und Anbietern gefragt.